Die Chronik der Kolpingsfamilie wurde der Festschrift zum 125-jährigen Jubiläum entnommen, das vom 26. bis 28. Juni 1992 begangen wurde.
Die Mitglieder des Chronikausschusses waren: Silvia Hopp, Marianne Klinger, Fritz Weber, Gerhard Polifka, Karlheinz Hitzler und Jakob Kehrle
"Im Sommer des Jahres 1867 war ein Buchbindergeselle hier in Arbeit, der schon längere Zeit dem katholischen Gesellenverein angehörte. Dieser Buchbindergeselle ermunterte hiesige Gesellen, sie sollten das Zustandekommen eines katholischen Gesellenvereins in hiesiger Stadt betreiben. Die Suche fand bald Anklang, und dreißig Gesellen ersuchten den Hochwürdigen Herrn Stadtpfarrer Aulinger um die Erlaubnis, einen katholischen Gesellenverein bilden zu dürfen. Mit größter Freude gab dieser seine Zustimmung und schlug vor, den dermaligen Stadtkaplan Gottfried Wallner zu ersuchen, die Präsesstelle zu übernehmen, was auch bald geschah."
So beginnt die Chronik des Katholischen Gesellenvereins Höchstädt. Die Gründung unseres Katholischen Gesellenvereins war die erste nach dem Tode Adolph Kolpings in der Diözese Augsburg. Am 7. Juni 1867 war die erste Versammlung im Gasthof "Zum Greifen", bei der Bäckermeister Miller zum Vorstand, der Schreinergeselle Joseph Veh zum Obmann, der Webergeselle Michael Kopfmiller zum 1. Ordner, der Kaufmann Joseph Unger zum 2. Ordner und der Schuhmachergeselle Wilhelm Schön zum 3. Ordner gewählt wurden.
1919, der Krieg war endlich vorbei, hat man gleich fünf Theaterstücke aufgeführt, unter anderem "Der Freischütz", immer bei ausverkauftem Hause.
Am Sonntag, dem 24. September 1922, wurde die neue Vereinsfahne feierlich geweiht (Bilder 7 und 8); ohne großen Prunk, in schlichter, der Zeit angemessener Weise. Als Patenverein fungierte der Gesellenverein von Dillingen. Den Abschluß bildete ein Unterhaltungsabend mit Theaterstücken, Musik, Gesang und turnerischen Aufführungen.
Personen auf dem Bild (v.l.n.r): obere Reihe: Josef Kommer, Kaspar Kehrle, Josef Schmid, Karl Fingerle, A. Klinger, Rudolf Niedrreither, Michael Keis, Georg Schmid, Franz Graf, Josef Zill, Karl Schreiner, Franz Hitzler, Alois Haas, Niederreither sen., Josef Wegmann - mittlere Reihe: Georg Remmele, Karl Kehrle, Franz Veh, Michael Bullinger, Benefiziat Wiedemann, Stadtpfarrer Johann Fille, Jakob Kehrle jun. Wilhelm Übelherr, Benedikt Franz, Jakob Kehrle sen. (Vorstand), Kreutzer, Josef Rieg - untere Reihe: Maria Anna Zech, Centa Vogl, Maria Kehrle, Maria Schmid (Galgenmüller), Paula Hitzler, Maria Dicknether liegend: Anton Brandl, Max Graf
Nach 13 Jahren, am 19. März 1947, wurde durch Benefiziat Martin Lederle der Verein unter dem neuen Namen "Kolpingsfamilie Höchstädt" wieder ins Leben gerufen. Erster Senior wurde Schmiedemeister Fritz Ludwig. Unter siener Leitung feierte man am 26. Oktober 1947 das 80jährige Gründungsfest in feierlicher, aber auch geselliger Form. Dabei wurde zum ersten Mal nach dem Krieg wieder Theater gespielt, und zwar das der Schwank "Lustige Gesellen" (Bild 12/13)
Sonntag, den 26. Oktober 1947 feiert die Kolpingsfamilie das 80. Gründungsfest des Kath. Gesellenvereins Höchstädt-Donau. Vormittags 10 Uhr Festgottesdienst. Abends 20 Uhr schlichte Feier im Saale des Gasthauses zu Rose. Es würde uns freuen, Sie mit Ihren Familienangehörigen bei dieser Feier begrüßen zu dürfen.
Kolpingsfamilie Höchstädt
Der Senior Der Präses
Am 26. Dezember 1948 wurde das neue Vereinsbanner, gestiftet vom Katholischen Gesellenverein Uznach in der Schweiz, bei einem feierlichen Gemeinschaftsgottesdienst geweiht.
Auf vielfachen Wunsch wurde am 23. Januar 1949 die Gruppe "Altkolping" gegründet. Als Altsenior wählte man einstimmig den ehemaligen Vorstand Josef Zill.
Dem folgte anläßlich der Generalversammlung am 1. Januar 1950 dessen Ernennung zum Ehrensenior. Den Posten des Altseniors übernahm Georg Boser. Bei der Generealversammlung am 1. Janaur 1951 löste der unvergessene Hans Beyer Fritz Ludwig als Senior ab. Er besuchte im April 1952 einen Schulungskurs für Bezirkssenioren in Kerpen und übernahm dieses Amt Anfang 1953. Deshalb trat er als Senior zurück und übergab dieses Amt am 21. Juni 1953 an Fritz Weber.
Jakob Ebermeyer löste Peter Hirschberger als Senior ab, der zum Ende seiner Laufzeit sehr selbstkritisch feststellte: "Die Versprechungen sind groß in Generalversammlungen, jedoch die Wirklichkeit läßt erkennen, daß ein persönliches Engagement nur wirklich "Begnadeten" möglich ist, die aufgrund ihrer Persönlichkeit oder durch ihre wirtschaftlichen, sozialen oder sonstigen Standorte geradezu dazu prädestiniert sind." Dieser Aussage muß man wohl auch heute noch uneingeschränkt zustimmen.
1967 übernahm der heute noch aktive Franz Lämmermeier das Amt des Seniors. Bereits da war die Jugendarbeit so weit gediehen, daß man 3 Gruppen vorweisen konnte. Die Gruppenführer waren Erich Bawidamann, Stefan Schmid und Rolf Blessing (Bild 20). Auf Grund einiger "harmloser Pfarrerswitze" im Rahmen eines Faschingsballs im Bergsaal kam es 1968 zu schwerwiegenden Auseinandersetzungen zwischen dem damaligen Präses Alois Merxmiller und der Höchstädter Kolpingsfamilie. In einer außerordentlichen Generalversammlung wurde daraufhin beschlossen, den Geistlichen nur noch als "Proformapräses" zu führen. Bald darauf übernahme Stadtkaplan Erich Urbaneck das Amt des Präses.
Zu einem bewegenden Abschied kam es, als das Frauenkloster der Franziskanerinnen im gleichen Jahr aufgelöst wurde. Der damalige Altsenior Hans Beyer empfand es als besonders schmerzlich, daß sich die Kolpingsfamilie von ihrer derzeitigen Oberin, Schwester Aquinata, die "wie eine treusorgende Mutter für die Kolpingsjugend (...) seit Jahrzehnten da gewesen sei", trennen müsse.
Wie auch heute noch üblich, fuhren die Kolpingssöhne regelmäßig zu lustigen Zeltlagern, während das Zusammengehörigkeitsgefühl erheblich gestärkt wurde, besonders dann, wenn ältere Kolpingsbrüder des Nachts zum Herings- und Fahnenklau angeschlichen kamen.
Den gewachsenen finanziellen Anforderungen wurde die Kolpingsfamilie dadurch gerecht, indem sie mit auch heute noch stattfindenden regelmäßigen Altmaterialsammlungen und überaus erfolgreichen Theateraufführungen die Vereinskasse aufbesserte. Besonders erfolgreich waren "Die drei Dorfheiligen" (1970), "Die drei Eisbären" (1971), "Peter und Paul" (1972) und "Der verkaufte Großvater" (1973). Als Regisseure wirkten in dieser Zeit Präses und Stadtkaplan Karl Meisburger, sein Amtsnachfolger Lothar Schinke sowie unser unvergessenes Kolpingsmitglied und damaliger Mesner Karl Bullinger.