Sehenswerte Premiere von "Da Holz-Rudi" im Höchstädter Pfarrheim
(aus der Donauzeitung, Montag, 24. Oktober 2011)
Das Großereignis der Gemeinde steht bevor: Die Wallfahrt. Eigens für dieses Ereignis wird der heilige Rudolf einmal jährlich aus seinem sicheren Aufbewahrungsort entnommen. Diese 387 Jahre alte Holzstatue hat der Gemeinde viel Ansehen eingebracht, sodass Touristen jedes Jahr zu diesem großen Ereignis anreisen. Doch heuer ist alles anders. Die Kolpingbühne Höchstädt präsentierte am Samstag bei der Premiere des Ralf-Kaspari-Stückes „Da Holz-Rudi" eine turbulente und höchst amüsante Komödie rund um diese wichtige Wallfahrt.
Natürlich läuft nichts, wie es eigentlich sollte. Hermann Birkenhagen (Karl Kehrle), Vorsitzender des örtlichen Kulturausschusses und Gemeinderat, sieht seine Chance, es seinem ewigen Widersacher und Wahlgegner Bürgermeister Armin Bergmüller (Jakob Kehrle) heimzuzahlen und einen Jahrzehnte währenden Schwindel der Familie Bergmüller vor der Öffentlichkeit zu entlarven.
Denn der Holz-Rudi, wie die Statue von allen nur genannt wird, ist in Wahrheit lediglich knapp 60 Jahre alt. Der Großvater des Bürgermeisters hat sie selber geschnitzt. Das soll jetzt Prof. Dr. Alois Kern (Hans Huber) mit einem neuen Testverfahren feststellen. Natürlich gilt es, diese Blamage mit allen Mitteln zu verhindern.
In drei Akten stellten die Darsteller der Kolpingbühne hier einmal mehr unter Beweis, mit welcher Spielfreude und Talent sie ihre Rollen mit Leben füllten. So möchte eigentlich Renate Bergmüller (Doris Giggenbach) gar nicht den Holz-Rudi zur Wallfahrt mit dem Gatten tragen und schiebt eine Armverletzung vor, die sie doch im entscheidenden Moment vergisst.
Die Tochter ist genervt
Tochter Sandra (Franziska Prügel) ist mehr als genervt. Seit sie die sittliche Bürgermeistertochter sein soll, gibt es nur Ärger mit dem Vater, der ihren Freund Bernd Neumann (Peter Lang) nicht unter seinem Dach nächtigen lassen will. Vater und Großvater Josef Bergmüller (Gerd Kommer) haben dabei ganz andere Sorgen. Der Holz-Rudi darf unter keinen Umständen vom Professor untersucht werden - es geht um die Karriere des Bürgermeisters und den Ruf seiner Familie. Unter dem lauten Gelächter des Publikums im ausverkauften Pfarrheim St. Josef, entwickeln die Beiden kriminelle Energien. Sie wollen den Holz-Rudi selber stehlen und so den Schwindel vermeiden.
Damit man ihnen die Geschichte glaubt, wird aus dem ungeliebten Freund plötzlich der hochverehrte Schwiegersohn, den sie mit der Bewachung der Statue beauftragen. Es beginnt ein Katz-und-Maus-Spiel zwischen den rivalisierenden Parteien, bei dem sich alle Darsteller ihrer Rolle mit vollem Einsatz als würdig erwiesen.
Doch was machen diese merkwürdigen und überaus attraktiven Gäste Cornelia und Jennifer Becker (gespielt von Isabella Lipp und Alexandra Bergholz) in leichter Bekleidung im Haus des Bürgermeisters? Sie sind merkwürdig interessiert und Jennifers Offerten gegenüber Sandras Freund sorgen für Gewitterstimmung im Turteltaubennest.
Mit der Bratpfanne
Nachts kommt es zum großen Showdown, da auch der köstlich näselnde Professor Birkenhagen und die beiden Frauen den Holz-Rudi stehlen wollen. Mit k.-o.-Tropfen und Bratpfannen werden die Herren ins Land der Träume befördert. Dennoch kann der Professor am nächsten Morgen den Test machen. Im letzten Augenblick tauchen zwei Nonnen auf, die allen Anwesenden merkwürdig bekannt erscheinen.
Ob es ein Happy End gibt und der Holz-Rudi enttarnt wird, das erfahren Interessierte bei einer der nächsten sehenswerten Aufführungen des tollen Laientheaters. So viel sei verraten: Das Alter vom Holz-Rudi stimmt in jedem Fall.